Der Zeit mehr Leben geben
Für die Palliativstation ist der ganze Mensch Mittelpunkt
Schwerin • Seit September 2001 können Patienten mit einer weit fortgeschrittenen und nicht heilbaren Erkrankung auf der Palliativstation in den Helios Kliniken Schwerin behandelt werden. In den vergangenen 20 Jahren ist hier ein besonderer Ort entstanden, an dem allein in 2020 mehr als 400 Patienten und ihre Zugehörigen behandelt und betreut wurden. Seit Anfang 2011 wiederum betreut das mobile Team der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) schwerkranke Patienten und ihre Zugehörigen mit 24-Stunden-Rufbereitschaft zuhause.
„Am wichtigsten für uns ist die Möglichkeit, in einem multiprofessionellen Team – unter anderem bestehend aus Pflegern, Ärzten, Therapeuten, Psychoonkologen und Seelsorgern – zusammenzuarbeiten“, sagt Stationsleiterin Heike Skeries. Dahinter steht ein klares Ziel, wie Oberärztin Barbara Annweiler konkretisiert: „Hier bei uns geht es nicht darum, dem Leben mehr Zeit zu geben, sondern der Zeit mehr Leben.“ Seit 2001 hat sie die inhaltliche Ausrichtung des Palliativzentrums geprägt. „In der Palliativmedizin geht es immer um den ganzen Menschen und um den Menschen im Kontext seiner Zugehörigen. Es geht um Wünsche und Bedürfnisse des einzelnen Patienten, um das Lindern von belastenden Symptomen. Es geht darum, eine würdevolle Atmosphäre zu schaffen und Familien und Zugehörige zu unterstützen“, erläutert die Ärztin.
Palliativmedizin wird häufig mit dem Sterben verbunden und ist angstbesetzt, aber: „Weniger als die Hälfte der Patienten stirbt tatsächlich auf Station“, erklärt Heike Skeries. „Die anderen Patienten können wieder entlassen werden und bei Bedarf vom ambulanten Palliativ- team in ihrem Zuhause weiterbetreut werden.“ Palliativmedizin ist oft auch eine „sprechende Medizin“, in der alle Mitglieder des Behandlungsteams versuchen, durch offene Gespräche Ängste und Bedenken seitens der Patienten, aber auch ärztlicher Kollegen, abzubauen. Auch nach 20 Jahren inhaltlicher und struktureller Weiterentwicklung in der Palliativmedizin in Schwerin wird diese Arbeit mit großem Engagement aller Beteiligten fortgeführt. „Besonders liegt uns am Herzen, dass Betroffene uns mit ihren Fragen jederzeit erreichen können“, so Barbara Annweiler.
„Dazu haben wir eine Videosprechstunde auf unserer Webseite eingerichtet. Telefonisch steht unser Konsildienst unter (0385) 5205482 zur Verfügung.“
Patrick Hoppe