Zora hilft bei Gewalt und bietet Schutz bei Verfolgung
Fachberatungsstelle hilft von Menschenhandel und Zwangsverheiratung Betroffenen
Schwerin • Hinter Zora verbirgt sich die Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsverheiratung. Auch wenn Mecklenburg- Vorpommern ein idyllisches und dünn besiedeltes Gebiet ist, das organisierte Verbrechen macht auch vor unserem Land keinen Halt.
Sandra Reichert (Name geändert) betreut als alleinige Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle ZORA Menschen in ganz MV. Die Einrichtung unter dem Dach der AWO ist die einzige dieser Art im Land. Darüber hinaus gibt es eine Kooperationsvereinbarung zwischen ZORA, Staatsanwaltschaft und Landespolizei, die unter anderem die Vermittlung von Betroffenen an die Fachberatungsstelle ermöglicht. „Bei der Anwerbung nutzen Menschenhändler zahlreiche Methoden“, sagt Sandra Reichert.
Beispielsweise werden die meist jungen Frauen in ihrem Heimatland mit dem Versprechen, einen guten Job in der Gastronomie oder in der Hauswirtschaft zu bekommen, nach Deutschland gelockt – wo ihnen dann von Zuhältern der Pass und die Freiheit entzogen werden. Was folgt, ist nicht selten die Zwangsprostitution. Hier wieder auszusteigen erfordert von den Betroffenen Mut, aber auch umfassende Unterstützungsstrukturen.
„Häufig kommen die Menschen über den Kontakt mit der Polizei an die Fachberatungsstelle“, sagt Sandra Reichert. „Schutz ist im ersten Schritt das allerwichtigste.“ Danach folgt die sichere Unterbringung und die Versorgung mit medizinischen und sozialen Leistungen in Abhängigkeit vom Aufenthaltsstatus. Hierbei hilft die Fachberatungsstelle und begleitet die Betroffenen auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.
„Ein Erfolg unserer Arbeit ist es, wenn sich die Frauen oder auch Männer wieder Gedanken um ihre Zukunft machen, Pläne schmieden und eigene Entscheidungen treffen.“ 40 bis 45 Fälle betreut Sandra Reichert im Schnitt pro Jahr – unabhängig vom Geschlecht und sexueller Orientierung: „Diese kann auch ein Grund für Zwangsverheiratung sein, wenn beispielsweise ein homosexueller Mann gegen seinen Willen mit einer Frau verheiratet wird, um die Ehre der Familie zu retten.“ Die Motive für Zwangsverheiratung sind vielfältig, die Folgen fatal.
Manchmal melden sich betroffene Frauen erst nach Jahren und verstehen auch erst dann, was ihnen bereits als Minderjährige angetan worden ist. Um den Zugang zur Fachberatungsstelle noch einfacher zu gestalten, wird es in Kürze eine eigene Webseite für Hilfesuchende und Fachkräfte geben.
AWO/Steffen Holz