Mit Video auf Streife

Technik soll schützen und Beweise sichern

Bei einem normalen Einsatz Anfang Juli passiert es: Nachbarn beschweren sich bei der Polizei über ruhestörenden Lärm in einer Lagerhalle. Dort feiern junge Leute bei lauter Musik.
Polizeimeister Lukas Woelk hat verschiedene Bodycams getestet und präsentiert nun das aktuelle Modell, Foto: maxpress

Schwerin • Bei einem normalen Einsatz Anfang Juli passiert es: Nachbarn beschweren sich bei der Polizei über ruhestörenden Lärm in einer Lagerhalle. Dort feiern junge Leute bei lauter Musik. Die Beamten rücken an und finden einen unbelehrbaren Mitbürger, der aggressiv auf die Ordnungshüter reagiert und mit einer Machete auf diese losgeht. Nur durch ein Ausweichmanöver und der Drohung, die Dienstwaffe einzusetzen, blieb der Polizist unverletzt.

„Situationen wie diese kommen immer wieder vor und die Anzahl der Angriffe auf Polizisten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen“, schildert Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Torsten Renz die Lage der Beamten bei der offiziellen Präsentation und der Übergabe der neuen Körperkameras an die Polizisten des Landes. Diese sollen zuallererst die Sicherheit und die Gesundheit der Vollzugsbeamten schützen. „Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen, die die Demokratie sichern und dem Staat dienen, beleidigt oder angegriffen werden“, so der Minister weiter. Neben der deeskalierenden Wirkung der Bodycams dienen die 160 Gramm schweren Kameras auch zur Beweissicherung von Straftaten.

Vor dem Einsatz lief die Testphase

Bevor das aktuell vorgestellte Modell ausgewählt worden ist, gab es eine intensive Testphase von mehreren Geräten und Herstellern. Von Juli 2018 bis Februar 2019 wurden die Bodycams von den Beamten ausgiebig getestet und bewertet. Nach dem Probeeinsatz bestätigten 36 Prozent der Beamten, dass die Kameras tatsächlich deeskalierend gewirkt haben – sprich, wer gefilmt wurde, trat den Beamten friedlicher gegenüber. In der Praxis werden die Videoaufzeichnungen nur gestartet, wenn es dazu einen Anlass gibt. Das können verbale Angriffe oder auch körperliche Attacken gegen die Polizisten sein. Ist das der Fall, gibt der Beamte der Person den Hinweis, dass die Bodycam zur Aufnahme gestartet wird. Sollte sich die Situation dadurch wieder beruhigen und es keinen Grund zur Anzeige geben, werden die Aufnahmen automatisch nach zwei Wochen gelöscht. Sollte das, was die Bodycam aufgenommen hat, Beweismaterial einer Straftat sein, wird dieses gespeichert und zur rechtlichen Bewertung gesichert. Während der Testphase trugen die Schweriner Beamten in rund 3.000 Einsätzen die Kameras an ihren Westen.

Schweriner Polizisten sind die ersten mit Bodycams

„Für die Landespolizei ist die Anschaffung der Bodycams ein erheblicher technischer Fortschritt und ein historischer Tag“, sagt Polizeirat Ronny Steffenhagen, Leiter des Polizeihauptreviers Schwerin. „Meine Dienststelle hat 150 Mitarbeiter und von diesen 150 Mitarbeitern sind 112 Kollegen im täglichen Wechselschichtdienst – also im Streifendienst auf der Straße unterwegs. Alle Kollegen sind für den Einsatz der neuen Technik geschult. 27 Bodycams haben wir bekommen, das reicht, um einen dauerhaften Betrieb im Zweischichtsystem abzusichern“, so der Hauptrevierleiter. „Seit der offiziellen Einführung Anfang Juli ist es schon zu einigen Kameraeinsätzen gekommen“, sagt Pressesprecher Steffen Salow. „Wie die Bodycams die polizeiliche Lage verändern, lässt sich jedoch frühestens im Dezember auswerten, wenn uns mehr Daten über ihren Einsatz vorliegen“.

Steffen Holz