Einstiegsluke in die Seele

Der Ehrenpreis „Goldener Ochse“ des 30. FILMKUNSTFESTES MV geht an Ulrich Tukur

In einer Hommage werden sieben Filme gezeigt, in denen Ulrich Tukur mit großer Überzeugungskraft Charaktere verkörpert, die vor existenziellen Entscheidungen stehen
Bekommt den Ehrenpreis des Filmkunstfestes: Ulrich Tukur, Foto: Filmkunstfest

Schwerin • In einer Hommage werden sieben Filme gezeigt, in denen Ulrich Tukur mit großer Überzeugungskraft Charaktere verkörpert, die vor existenziellen Entscheidungen stehen: „Stammheim“ aus 1986, „Der Stellvertreter“ aus 2002, „John Rabe“ aus 2009, „Houston“ aus 2013, „Und wer nimmt den Hund?“ sowie „Adults In The Room“ aus 2019 und „Jagdzeit“ aus 2020. Die hauspost sprach den virtuosen Mimen vorab.

hauspost: Sie haben schon einige bedeutende Auszeichnungen erhalten, nun also bald den Goldenen Ochsen. Sind solche Preise noch eine Inspiration?
Ulrich Tukur: Preise tun natürlich gut. Sie sind eine Anerkennung der eigenen Arbeit, die man als Schauspieler ja ins Licht der Öffentlichkeit stellt. Also will man auch gesehen und gemocht werden. Und wenn einem eine solche Wertschätzung dann in Form eines goldlackierten Hornviehs entgegentritt, hat man außer der Anerkennung auch noch was ganz Feines zu essen.

hauspost: Haben diese Preise einen bestimmten Platz bei Ihnen zu Hause?
Ulrich Tukur: Sie stehen in einem verstaubten Regal meiner Berliner Wohnung zwischen dem Totenschädel einer süddeutschen Bäuerin und einem Gemälde eines Großvaters, das einen sterbenden Soldaten im Dreißigjährigen Krieg zeigt.

hauspost: Was ist die Inspirationsquelle für Ihre Rollenarbeit, wenn die Figuren eine starke Entfernung zu Ihrer eigenen Persönlichkeit aufzeigen?
Ulrich Tukur: Die Herausforderung, einen Charakter zu knacken, der sich einem auf den ersten Blick entzieht. Und es ist die spannende Suche nach der Einstiegsluke in die Seele eines Menschen, der dir noch fremd ist, aber bald immer näher rückt.

hauspost: Was war ein Highlight vor der Kamera beziehungsweise ein Film, an das Sie gern zurückdenken?
Ulrich Tukur: Von den bald hundert Filmen, die ich gedreht habe, sind mir einige in bleibender Erinnerung. Unvergessen sind mein viermonatiger Dreh von „John Rabe“ in China mit allen Höhen und Tiefen, die einem dieses seltsame Land bietet, und die vier Filme, die ich mit dem wunderbaren Costa- Gavras in Frankreich, Griechenland und Rumänien drehen durfte. Und dann ist da natürlich mein allererster Streifen „Die weiße Rose“ von 1981, denn allem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Max-Peter Heyne